"Seit 2015 ist Marcus Nebe von der fragilen Beweglichkeit der ortsgebundenen Pflanzen fasziniert - davon, wie sie geschmeidig und gelenkig auf Wind und anderen Erschütterungen ihrer ruhigen Existenz reagieren. Sein Interesse ist aber nicht von der Art, wie sich Bioniker, Architekten oder Designer für die natürliche Konstruktivität und Stabilität des pflanzlichen Körperbaus begeistern. Als Künstler spürt Nebe vielmehr der Anmut und Eleganz schwingender Gewächse nach. Indem er staunend mit der Videokamera beobachtet, wie sich Pflanzen ein- und ausschwingen, wenn er sie vorsichtig bewegt, entstehen schließlich poetische Bilder und Videoinstallationen, in denen Gräser, Blumen oder Sträucher als eigenartige Tänzerwesen erscheinen. Sie werden als individuelle Bewegungskünstlerinnen wahrnehmbar: als Blumenwunder, die zugleich Gleichnisse einer Kunst der Bewegtheit sind; als Alternative zur dominanten Kinetik und fortschrittlichen Beschleunigung der Moderne."

Torsten Blume, Stiftung Bauhaus Dessau